Puh, bereits Konzert Nummer 3 innerhalb einer einzigen Woche. Wie sagt C immer so schön: „Leiden für die Kunst!“ Leiden wäre aber der völlig falsche Ausdruck. In diesem Fall ein phantastisches Hinübergleiten in das Wochenende: Yo La Tengo, Indierockurgesteine aus Hoboken, New Jersey beehren auf einem ihrer ausgesuchten Deutschlandkonzerte nach 13 Jahren mal wieder die Manufaktur in Schorndorf und sind tatsächlich gerührt, dass sich im Publikum Menschen befinden, die ihnen seit dem die Treue gehalten hatten. Sollte es vor 13 Jahren auch nur annähernd so beeindruckend gewesen sein wie an diesem Freitag, kann man das allerdings wirklich gut nachvollziehen. Der Abend fängt recht harmlos an: Das Ehepaar Ira und Georgia und der Dritte im Bunde, Meistensbassist James setzten sich dazu sogar die überwiegende Zeit. Es gibt mehrstimmigen, sehr, sehr angenehmen und entspannenden Folkrock, der einen ein wenig einlullt, aber nie langweilig wird: ein gemütlicher Sessel und ein Glas Rotwein wären schön gewesen.
Noch lange bevor die völlige Wohlfühlatmosphäre doch womöglich kippen könnte, zaubern Yo La Tengo nach kurzer Umbaupause ein komplett anderes Setting hervor: die vielen neben der Bühne stehenden E-Gitarren kommen zum Einsatz, Georgia nimmt am bis dahin unter Tüchern verborgenen großen Schlagzeug Platz und ab da folgen nochmal fast zwei Stunden, die einen nur zum Staunen bringen können: laut wird es, aber nie unangenehm; meist nimmt die Gitarre den dominanten Part ein, untermauert durch satte Bässe und ein nie müde werdendes Schlagzeug; Ira singt und arbeitet an seinen Gitarren.
Ich stehe meist mit offenem Mund da: soviel Druck, soviel Liebe zur Musik, soviel Talent, dieses blinde Aufeinandereingespieltsein, diese herrlich unprätentiöse Art. Ein wirklich großartiger Abend.
Walter Schreifels aus Rockaway/Queens mittlerweile verwurzelt in Brooklyn und auch ein bisschen in Berlin, gönnt sich wenig Pausen. Letztes Jahr wurde die legendäre 80ies Hardcoreband Gorilla Biscuits reaktiviert und auf Tour geschickt, plötzlich tauchte 2012 auch das totgeglaubte Posthardcoreprojekt Quicksand wieder aus der Versenkung auf und seine Alternativeband Rival Schools gibt es auch noch. 2010 veröffentlichte Walter Schreifels eine hübsche Singer/Songwriter-Platte als Soloprojekt. Und genau dieses Soloprojekt wird momentan betourt. Ganz ohne Begleitband ging’s im Jugendhaus West an den Start, in dem normalerweise wohl eher lokale Punkbands auftreten. Eigentlich schade, dass die meisten Jugendhäuser - so wie ich das sehe – nicht noch ein bisschen mehr aus ihren Möglichkeiten machen. Jedenfalls waren die Macher des West sehr happy eine „Legende“ zu Gast zu haben und noch dazu eine so unglaublich uneingebildete, supersympatische.
Walter nutzt die Gelegenheit keinerlei Rücksicht auf sich möglicherweise langweilende Mitmusiker nehmen zu müssen und plaudert aus dem riesigen Nähkästchen einer langen Karriere. Es wurde ein äußerst vergnüglicher Unterhaltungsabend bei dem die Musik schon fast die Nebenrolle spielte. Er erzählt von den Unterschieden zwischen den immer diplomatischen Amerikanern und den für seinen Geschmack manchmal zu ehrlichen Deutschen und Holländern, die einem direkt ins Gesicht sagen, wenn sie den oder jenen Song nicht ganz so gelungen finden oder dass man ja wohl offensichtlich ein paar Kilo zugenommen hätte und das Haar langsam lichter werden würde! Er plaudert von den Mailänder Modewochen und der Party mit Donatella Versage, wie hübsch Schorndorf doch eigentlich sei und wie er gemeinsam mit Olli Schulz eine winzige Bühne teilte, hinter der Bühne in der Not eine Flasche zum Urinal umfunktionieren musste und Olli Schulz seine Warnung diesbezüglich zu spät erhalten hatte.
Meine persönliche Lieblingsgeschichte des Abends: Also Walter, seines Zeichens damals schon Gitarrist der Gorilla Biscuits, ist irgendwann Anfang der 90er auf seiner ersten Tour. Vom hart verdienten Tourgeld kauft er sich ein wunderschönes rotes Specialized, das natürlich – it’s New York - nach relativ kurzer Zeit geklaut wurde.
Ungefähr 15 Jahre später läuft er durch’s Village in NY und sieht ein wunderschönes rotes Specialized, gut abgeschlossen, an einer Ecke stehen: „Wow“, denkt er sich, „ja genau so sah mein wunderschönes rotes Specialized aus“ und beginnt sich das Rad etwas näher anzusehen. „Wait, das ist MEIN wunderschönes rotes Specialized!“, weil an genau der Stelle, an der er einst einen Aufkleber seiner Band angebracht hatte, immer noch der Sticker der Gorilla Biscuits klebt! Walter beschließt zu warten. Er will unbedingt herausfinden, wer sein Bike damals geklaut hat. Während er so wartet, fällt ihm ein, dass der Fahrradtyp ja viel größer und stärker sein könnte und ihn einfach umhauen könnte, um dann in aller Seelenruhe mit dem Bike davon zu düsen. Er lässt sich kurz entschlossen von seiner Freundin ein Zahlenschloss bringen, versieht es mit seiner Telefonnummer und geht nach Hause. Wenig später ruft tatsächlich ein Typ an, der versichert, dass er das Rad – wie sollte es auch anders sein - selbstverständlich nicht geklaut, sondern gekauft hätte und dass er jetzt mal ganz dringend die Zahlenkombo bräuchte, um heimzufahren! Man verbleibt dabei, sich aber auf jeden Fall nochmal über das Rad zu unterhalten.
Tatsächlich meldet sich der Typ am nächsten Tag nochmal und Walter schlägt ihm vor, das wunderschöne rote Specialized, an dem sein Herz hängt, einfach gegen das von ihm zwischenzeitlich erworbene nicht ganz so wunderschöne Trekbike zu tauschen.
Man trifft sich in Williamsburg. Walter radelt mit dem Trek zum Treffpunkt. Der Typ erscheint, hat das wunderschöne rote Specialized aber gar nicht dabei: „Hmmm, das rote Rad steht oben in meiner Wohnung. Dieses hier sieht tatsächlich auch nicht schlecht aus. Dürfte ich vielleicht mal eine Runde probefahren?“ „Klar!“ Walter drückt ihm das Rad in die Hand. Der Typ radelt los. Als er um die erste Ecke biegt, fängt Walter an zu schwitzen: „Ich weiß nichts von dem Kerl und ich habe nichts in der Hand. Wenn er jetzt nicht zurückkommt, habe ich mein schönes rotes Specialized nicht zurück und mein Trek ist auch noch weg. Wie vollkommen blöd bin ich eigentlich?“ 5 endlose Minuten vergehen und Walter war selten in seinem Leben so froh, einen Menschen wieder zu sehen. Man tauscht die Räder. Walter ist überglücklich und radelt ab da mit dem wunderschönen roten Specialized durch New York bis er eines Tages nach einer wilden Kneipenparty vergisst, dass er mit dem Rad da ist … Seitdem fährt wieder ein anderer mit dem wunderschönen roten Specialized durch die City.
Und wie könnte es anders sein, es gibt natürlich auch ein Liedchen darüber:
Ach ja die Liedchen … ganz offiziell war es ja ein Konzert, aber ganz inoffiziell war es einfach perfekte Unterhaltung eines talentierten Showman ohne jegliche Starallüren! Gerne wäre man am Schluss noch in kleiner Runde auf ein paar Bier geblieben und hätte weiteren Geschichten aus dem Leben eines Musikers gelauscht, aber leider war ja erst Mittwoch.
Neulich hat mir H. erzählt, dass Nirvana auch schon mal im LKA aufgetreten seien … irgendwann in den 90ern … als Vorband von Sonic Youth.
Dieser Club hat Geschichte. Sie waren irgendwie alle schon einmal da.
Diese Tatsache gibt dem LKA natürlich durchaus etwas mehr Pfiff, aber so richtig dolle find‘ ich’s dort einfach nicht.
Gut gefüllt, bestimmt fast ausverkauft: Hipstervolk in allen Altersklassen und die mit Tocotronic auch schon etwas in die Jahre gekommenen Fans der ersten Stunde: Intellektopop war angesagt.
Aus meiner anfänglichen Unlust (warum genau hatte ich mir vor zwei Monaten eigentlich unbedingt Karten holen müssen?) wurde ein sehr schöner, entspannter Abend mit extremst spontaner Spontanbegleitung, witzigen Kommentaren zu Herrn von Lowtzow: „Hmmm, man kann schon mal Hemd tragen, aber der sieht doch wirklich aus wie ein beurlaubter Lehrer mit Alkoholproblem.“ Verständnisschwierigkeiten an der einen oder anderen Stelle: „Singt der da gerade Katzenklo?“ „Ich versteh hier echt Wischmopp is Tocotronic, hähhh?“
Ansagen von Herrn von Lowtzow finde ich sehr gekünstelt und singen kann er im Grunde auch nur mäßig. Was soll’s, es rockt richtig ordentlich, viel Gitarre, hübsche Bässe, Wiedererkennungsfaktor aus einigen Jahren Popgeschichte.
Ich bleibe dabei: Live machen mir Tocotronic Spaß, aber grundsätzlich ist es für das deutschsingende Genre nicht wirklich einfach, mir richtig gut zu gefallen. Immerhin ist ja Thees Uhlmann irgendwie Ziehkind der Hamburger. Dann kann’s letztlich nicht wirklich schlecht sein.
Bisschen schade, dass ich die allgemeine Stimmung eher mäßig fand, wo sich doch so viele Menschen versammelt hatten und anhand der vor dem LKA geparkten Autos erkennbar war, dass der ein oder andere sogar eine etwas weitere Anreise aus dem Umland auf sich genommen hatte. Vermutlich sollte ich mir Konzerte, die die Größe der Manufaktur übersteigen, in Zukunft einfach zweimal überlegen.
Vor ein paar Monaten veröffentlichten Meursault, das Bandprojekt des aus Edinburgh stammenden Neil Pennycook ein neues Album mit dem sehr schönen Namen „Something For The Weakened“. In einem von mir viel gelesenen Bandforum wurde recht begeistert darüber diskutiert. Eigentlich wollte ich mir die Platte damals auch unbedingt anhören, aber über diesen guten Vorsatz war ich dann leider nie hinausgekommen. Wenigstens der Name blieb haften und auch, dass es sich um Schotten handelte. Es kam mir daher wie ein Déjà-Vue vor, als Gudrun vom Konzerttagebuch für den vergangenen Freitag ein Hauskonzert mit eben dieser Band in ihrem Wohnzimmer in Karlsruhe annoncierte.
Endlich nahm ich mir dann die Zeit, wenigstens kurz bei Meursault reinzuhorchen und das klang durchaus sehr vielversprechend.
Da es im Wohnzimmer noch freie Plätze gab, meldeten wir uns kurzentschlossen bei Gudrun an. Nicht ganz so einfach gestaltete sich dabei für uns allerdings der mit 18:00 Uhr sehr früh angesetzte Veranstaltungsbeginn. Der klassische Freitagfeierabendverkehr in der Republik ließ uns einfach länger brauchen als erhofft, was dazu führte, dass wir ungefähr die ersten 20 Minuten verpassten. Aber auch der Quereinstieg in dieses wunderbare Konzert war in jedem Fall die kleine Reise ins Badische wert gewesen.
Neil Pennycook sang ohne jegliche Mikroverstärkung leidenschaftlich laut und schön in einem ordentlich, aber noch sehr übersichtlich gefüllten Wohnzimmer. Das Publikum lauschte gebannt. Unterstützt wurde er von Sam am nicht voll aufgebauten und auch wohngebietstauglich gedämpften Drumset und Rob, der die Keyboards und auch mal den Bass bediente und ab und an auch die Zweitstimme gab. Neil wechselte zwischen dem Familienklavier, einer nur minimal verstärkten E-Gitarre, einer akustisch gespielten ukulelenartigen Gitarre und einer Elektroharp. Er freute sich riesig über die gemütliche intime Atmosphäre eines Hauskonzerts und hatte ganz offensichtlich beste Laune. Die Minimalarrangements fast ohne Verstärker taten seinen Liedern keinen Abbruch, auch wenn man manchmal merkte, dass die Musiker nicht ganz aus sich rauskommen konnten. Lustig war, als die kleine Nachbartochter bei einem vom Sänger allein vorgetragenen Lied aus dem Wohnzimmer tippelte und Neil etwas erschrocken die Augen öffnete, weil er für einen kurzen Moment dachte, sein sonst so taktsicherer Drummer, habe sich vertan oder auch die Entschuldigung für die Verwendung des F-Words, wobei es mir eher die Tränen in die Augen trieb, dass in besagtem Lied die Sonne zugunsten hübscher Schneeflocken weggeflucht werden sollte. Der düstere deutsche Winter war einfach zu lang.
Insgesamt durften wir noch eine knappe Stunde wunderschöne, teils ein bisschen melancholische und auch sehr schottisch klingende Musik genießen, bevor die drei mit dem kraftvollen „Settling“ in der Unplugged-Version Ihr Set beendeten.
Die Gastgeberin selbst musste gleich nach dem Konzert weiter zu einer anderen schon lange zugesagten Veranstaltung und auch die restlichen Gäste verabschiedeten sich recht schnell. Gegen 20:00 h hatten die Jungs abgebaut und freuten sich auf einen arbeitsfreien Abend mit ein paar Bier. Als auch wir uns gerade verabschieden wollten, lud uns der daheimgebliebene Hausherr spontan ein, doch noch ein wenig zu bleiben und so saßen wir dann mit Neil und seinen Mannen, bestens verpflegt mit Suppe, Kaffee und Eiscreme noch eine ganze Weile im Wohnzimmer und plauderten über die schlimmsten Tourübernachtungen, das schottische Wildlife und die Tierschutzaktionen einer Exfreundin, bei denen Neil im Biberkostüm auftreten durfte und seither nach eigenen Aussagen ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Bibern hat! Ein wunderbarer Einstieg in ein rundum gelungenes Wochenende und dank des frühen Beginns waren wir trotz der einstündigen Rückfahrt noch vor 12 im Bett.
08. März 2013
Meursault, Merlin in Stuttgart
Auf dem Weg nach Straßburg und auch wieder zurück lief das in Karlsruhe erworbene Album von Meursault in der Dauerschleife und mit jedem Hören war ich noch ein bisschen entzückter. Insofern war es irgendwann keine Frage mehr, dass ich mir das genau eine Woche später stattfindende Konzert in der Heimatstadt eigentlich nicht entgehen lassen konnte. Das Merlin hätte ruhig ein bisschen besser besucht sein können, aber wenigstens war auch an diesem Konzertabend aufmerksames Publikum am Start. Manchmal hätte man sich sogar ein bisschen mehr Enthusiasmus gewünscht. So wurde ruhig gelauscht, aber auch durchaus lautstark applaudiert.
Ein schönes Kontrastprogramm zur Unpluggedversion der letzten Woche. Neil Pennycook hatte sich vor drei Tagen eine Erkältung eingefangen und war – so unrocknroll – am Teetrinken, wechselte dann aber doch pflichtschuldigst noch zur Bierflasche. Bei den anfänglich ruhigeren Liedern konnte man ein bisschen hören, dass er erkältungstechnisch etwas angeschlagen war. Normalerweise kenne er keine Stimmprobleme und es ärgerte ihn auch ein bisschen, dass er sich sozusagen erstmal etwas warmsingen musste. Uns störte es eigentlich nicht weiter. Ich war ja vor allem auf die etwas lauteren und stärker instrumentalisierten Lieder neugierig. Hinter uns wurde bei der schön gitarren- und vor allem basslastigen Version von „Settling“ lautstark mitgesungen. Leider fehlte mein Lieblingslied vom aktuellen Album, das wunderschöne „Lament For A Teenage Millionaire“ mangels eines Klaviers vor Ort, wie Keyboarder/Bassist/Backingvocalist Rob später meinte. Eigentlich fehlten dafür vielleicht auch die Streicher. Neil Pennycook ließ sich bezüglich der gespielten Songs sowieso von seiner persönlichen Stimmung leiten und entschuldigte sich bei seinen Bandkollegen dafür, dass er für diesen Stuttgart Abend zwar tatsächlich eine Setlist geschrieben hätte, sich aber wohl etwas zum Leidwesen der beiden anderen nicht im Geringsten daran gehalten hätte. Rob erklärte sofort seinen Austritt aus der Band, wobei Neil schmunzelnd mit dem angeblich vorhandenen festbetonierten Knebelvertrag konterte.
An manchen Stellen – vor allem bei den letzten Liedern – kam sogar Neil Pennycooks Metalbandjugend ein wenig zum Vorschein. Mit einem intensiven Gitarrensolo verabschiedeten sich die drei nach einer ausgedehnten Zugabe nach geschätzten 80 Minuten von der Bühne.
02.03.2013 Local Natives, La Laiterie Strasbourg
Zuschauer: etwa 200, gut besucht, nicht ganz ausverkauft
Nun gut, Aaron Dessner von The National hat - wie schon mal erwähnt - seine Finger im Spiel. Da liegt es nahe, dass ich mal wieder größere Fahrten auf mich nehme.
Und auf dem ATP hatten die Jungs aus der Nähe von Los Angeles auch schon mal überzeugt. Perfekt passte aber auch, dass das am nächsten an der Heimat gelegene Konzert der Local Natives auf einen Samstag fiel und dazuhin der kleine Saal der Laiterie einer der schönsten Veranstaltungsorte ist, den ich kenne. Das Ganze ließ sich also wunderbar mit einem Ausflug ins Nachbarland verbinden und nachdem wir ein perfekt fußläufig zur Laiterie gelegenes, recht erschwingliches Hotel ausfindig gemacht hatten, wurde ein kompletter Wochenendausflug daraus, auf dass auch das zweite Glas elsässischer Riesling noch voll und ganz genossen werden konnte. Beim Packen arbeitete sich die Sonne zum allerersten Mal seit gefühlten 5 Monaten mal wieder durch das Einheitsgrau, so dass mir in letzter Minute einfiel, noch unbedingt nach der verschollenen Sonnenbrille zu fahnden. Herrlich trotz Kälte, aber bei strahlend blauem Himmel und auch später nach Einbruch der Dunkelheit – dann eher ohne Sonnenbrille - durch das schöne Straßburg zu bummeln.
Natürlich waren wir aber schon ganz primär wegen Local Natives angereist. Als wir die Laiterie gegen 20 nach 8 betraten, waren die Haken bei der Kleiderabgabe bereits sehr gut gefüllt. So auch der doch eher winzige Saal, aus dem eine zauberhafte weibliche Stimme zu hören war. Einer der Vorteile dieses Ortes ist die Tatsache, dass der Raum eher in die Breite als in die Tiefe geht und dass sich der Haupteingang im vorderen Teil befindet, so dass man beim Reingehen praktisch fast vor der Bühne landet.
WALL aka Lyla Foy
Wir haben uns fairerweise aber erst mal ein Stückchen weiter nach hinten gestellt und uns umgehend von der Vorband aus London mit Namen „Wall“ gefangen nehmen lassen. Auch das restliche Publikum schien recht angetan zu sein. Es herrschte angenehme Ruhe im Saal und alle schenkten der elfenhaften Engländerin mit dem Gänseblümchenhaarreif ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Sound, der ohne Schlagzeug auskam und viel Elektronik beinhaltete, erinnerte entfernt an The XX, vielleicht nicht ganz so minimalistisch, wobei Lyla Foys zarte Stimme dann auch wieder gar nicht mehr zu dieser Assoziation passte. Stimmlich musste ich eher an Enya denken, die Freundin an Nina Persson. Für Anfang April ist das Debutalbum angekündigt und nach den ersten Eindrücken könnte sich das möglicherweise lohnen. Sehr schön auch das Cover des steinalten Supremes-Songs „Where Did Our Love Go“, in einer erfrischend modernen, elektronisch unterlegten 2013er Minimalversion.
In der relativ kurzen Umbaupause war dann deutlich zu vernehmen, dass sich noch ein paar andere Landsleute über die Grenze gewagt hatten. Vor uns wurde fröhlich über Indiemucke und anstehende Festivals gefachsimpelt.
Wie auch Ihr neues Album „Hummingbird“ eröffneten die Local Natives ihren Teil des Abends mit „You & I“, einem Lied, das ich etwas schwierig finde, da ich mich mit männlichen Kopfstimmen einfach nicht richtig anfreunden kann, obwohl das Lied, versuchsweise objektiv gesehen, vermutlich einen ganz passablen Opener abgibt. Es wird in jedem Fall sofort klar, dass das hier ein richtig gutes Konzert geben würde: Zwei Gitarren, Bass, Keys und quasi eineinhalb Schlagzeuge, dazu bis in die Haarspitzen motivierte Musiker, die Ihren druckvollen Psychfolk mit einer wuchtigen Energie in fulminanten, gut ausgesteuerten Klangteppichen über die weiterhin sehr aufmerksame Zuhörerschaft ausbreiten und wohl so ziemlich jeden im Raum mitnehmen.
Nachdem sich Aaron Dessner als Produzent der Platte hervorgetan hat und auch sein Garagenstudio zur Verfügung gestellt hatte, klingt der ureigene Dessner-Sound an der einen oder anderen Stelle durch. Die erste Single „Heavy Feet“ erinnert mich tatsächlich stark an „The National“. Was - zumindest mir - beim Hören der Platte gar nicht bewusst wurde, wie sich Bon-Iver-Lookalike Kelsey Ayer und Schnauzerträger Taylor Rice gesanglich permanent ergänzen und auch abwechseln. Auch der zweite Gitarrist Ryan Hahn und (Tour?-)Bassist Nik Ewing drängt es an die Mikrophone. Kelsey Ayer bedient neben seinem Keyboard fast durchgängig die zweiten Drums. Die Verstärkung ist deutlich hörbar. Die Drumarrangements klingen auch schon auf den beiden Alben phantastisch, was natürlich auch an den Qualitäten von Hauptdrummer Matt Frazier liegen dürfte, der absolut überwältigende Rhythmen beisteuert. Die Energie auf der Bühne wird noch dadurch verstärkt, dass nicht nur ab und zu Instrumente, sondern auch Plätze gewechselt werden und die Instrumente auch sonst mit vollem Körpereinsatz bedient werden. Es klingt phänomenal gut.
Beim wunderschönen „Mt. Washington“ muss ich immer an „Transatlanticism“ von DCFC denken, obwohl natürlich auch dieses ruhigere Lied eine ganz andere Dynamik hat als Ben Gibbards. Viele Ansagen machen die Kalifornier nicht. Ganz am Anfang kommt ein gehauchtes Merci, ansonsten beschränkt man sich auf die eine oder andere Liedansage und macht das, was man am besten kann. Zehn der Songs stammen natürlich von der betourten Platte. Da es nur ein weiteres Album gibt, kommt auch der Vorgänger „Gorilla Manor“ nicht zu kurz.
Insgesamt ganz großes Kino. Ein herrlicher Ausflug, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat. Ich würde vermutlich auch noch ein zweites Mal für zwei Stunden ins Auto steigen, um Local Natives live zu sehen und zu hören. Für den Herbst sind bereits ein paar weitere Deutschlandtermine bestätigt. Ich kann nur wärmstens empfehlen, einen davon wahrzunehmen. Sehr positiv fiel uns auch das eher jüngere, aber unglaublich aufmerksame Publikum auf. Sollte das eine typisch französische Konzertgängereigenschaft sein, ein weiterer Grund den Radar in Zukunft noch ein bisschen intensiver auf die Laiterie richten.
Und am nächsten Morgen, immer noch strahlender Sonnenschein, lausig kalt und wunderschön. Französiches Frühstück: Baguette, Butter, Marmelade und Café au Lait und weil wir uns tatsächlich bereits kurz nach 9 auf den Weg gemacht hatten, so gut wie keine weiteren Touristen.
Eine skurrile Veranstaltung, die irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein schien, aber Söhnchen hatte großen Spaß, auch wenn keiner der Beteiligten mit einem Fortgeschrittenenkurs weitermachen möchte. Ps Tanzdame wird ihren Abschlussball sicher nie vergessen. Die Herren hatten die ehrenvolle Aufgabe Ihre Dame (natürlich unter Zuhilfenahme der Autofahrkünste ihrer Eltern) zuhause abzuholen und P war sich sicher, dass dies um 17:45 h der Fall sein sollte. Leider falsch! 17:40 h ging ein leicht verzweifelter Anruf auf meinem Handy ein. Die Dame stand bereits seit 10 Minuten in der Kälte. Natürlich war es P höchst peinlich. Endlich vereint im Auto meinte er dann, dass es ihm sehr leid täte, dass es aber natürlich noch ein bisschen schlimmer wäre, wenn einem das am Hochzeitstag passieren würde.
An outdated German tradition from our parents and grandparents: Maybe the guidance to some etiquette and to get in touch with the opposite sex. It's a German custom to take dancing classes around 9th grade. Those dancing schools still exist and they teach the kids some nice standard dancing like waltz, tango, cha-cha and foxtrot. It might have been the group pressure but almost all of Ps class wanted to participate and in the end of the course they had their prom night where the parents got invited too. It felt like being in a different decade or the wrong film something like Dirty Dancing without the dirt. P loved it though and I suppose his date will never forget about this night. The guys had to pick up the ladies (but all of them still needed the help of the driving skills of their parents) and P could have sworn the right time had been 5:45 pm! At 5:40 I got a call on my cellphone. L had been standing in the cold in front of their house for 10 minutes by that time! Poor girl. P was really sorry and apologized: "It could have been worse. It could have been your wedding."
Rinderfilet pfeffern und von allen Seiten scharf anbraten (etwa 8 Minuten);
Salzteig auf dem Backpapier auswellen, mit der Hälfte der Kräuter belegen, angebratenes Rinderfilet darauf legen, restliche Kräuter auf dem Filet verteilen und mit Hilfe der mit Eigelb bestrichenen Ränder den Salzteig um das Fleisch schlagen und die Ränder mit einer Gabel festdrücken.
Für gute 20 Minuten in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen schieben.
Vor dem Anschneiden des Deckels noch 3 Minuten ruhen lassen und das Filet komplett aus dem Teigbett nehmen, damit es nicht weiter durchziehen kann.
Dazu gab es sehr leckeres Selleriepüree und phantastisch viel Rotwein.