9. Dezember 2012 ATP-Festival Camber Sands, Südengland
Sonntagabend 23:00 h, drei Tage voller Musik und mehr Musik, einigen Pints, Mikrowellengerichten, viel Tee mit Milch, Strandspaziergängen und Karaoke im Queen Vic lagen bereits hinter uns, als die Kuratoren des diesjährigen ATP-Festivals mit ihrem eigenen Auftritt das grandiose Wochenende in East-Sussex zum krönenden Abschluss bringen sollten. An allen drei Tagen waren die fünf Herren von The National an jeder Ecke als Zuhörer und vor allem Gitarrist Aaron Dessner auch immer wieder als Gastmusiker aufgetaucht und hatten sichtlich Spaß an ihrer Inszenierung gehabt.
War es bis dahin auch immer problemlos möglich gewesen, bis kurz vor Beginn eines Sets weit nach vorne zu laufen, so leerte sich der vordere Teil von Stage One bereits nach den Local Natives so gut wie gar nicht mehr. Das Publikum hatte die letzten Kräfte bis zum Ende aufgespart. Die ersten beiden Reihen hatten den Saal vermutlich schon seit dem Nachmittag nicht mehr verlassen.
Fast pünktlich betrat die Band wie immer sehr unaufgeregt und unglamourös mit etwas Preshowmusik die Bühne. Die Wette über den Eröffnungssong hatten wir in diesem Augenblick bereits alle verloren. Matt Berninger stellte seinen Becher ab, dessen Inhalt verdammt nach Bier aussah, wo man ihn doch sonst nur mit Weinglas und Weinflasche kennt und bat um mehr Licht. Er musste noch schnell seinen Text präparieren und klärte erst mal darüber auf, dass er vorhabe die gesamte Show lediglich vorzulesen. Auch wenn er über eine sehr sexy Sprechstimme verfügt, der Mann beliebt zu scherzen. Natürlich wurde gesungen und es wurde direkt mit neuem Material gestartet.
The National hatten vor ziemlich genau einem Jahr ihre 20-monatige High Violet Tour beendet. Vor einigen Monaten gab es ein paar Posts, dass man im Studio wäre, aber wann es genau einen hoffentlich würdigen Nachfolger für High Violet geben wird, steht momentan noch in den Sternen. Bei bekennenden Perfektionisten kann das unter Umständen noch eine Weile dauern. Umso schöner, dass es zur Überbrückung der Wartezeit das ATP gibt und uns The National schon mal einen Einblick in ein paar ihrer Rohfassungen geben, die in nächster Zeit noch poliert und geschliffen werden und von denen auch noch gar nicht sicher ist, dass sie es überhaupt auf das Album schaffen.
The National hatten vor ziemlich genau einem Jahr ihre 20-monatige High Violet Tour beendet. Vor einigen Monaten gab es ein paar Posts, dass man im Studio wäre, aber wann es genau einen hoffentlich würdigen Nachfolger für High Violet geben wird, steht momentan noch in den Sternen. Bei bekennenden Perfektionisten kann das unter Umständen noch eine Weile dauern. Umso schöner, dass es zur Überbrückung der Wartezeit das ATP gibt und uns The National schon mal einen Einblick in ein paar ihrer Rohfassungen geben, die in nächster Zeit noch poliert und geschliffen werden und von denen auch noch gar nicht sicher ist, dass sie es überhaupt auf das Album schaffen.
Spätestens beim zweiten Lied, dem vom Boxer Album stammenden „Mistaken For Strangers“, wurde dann klar, dass wir uns in einem Muttersprachlerland unter eingefleischten The National Fans befanden. Der Saal begann zu vibrieren. Vollkommen text- und stimmsicher sang das Publikum jede Zeile mit. Aufgrund der Bausubstanz der gesamten Anlage wurde mir etwas mulmig. Leider stimmte zu diesem Zeitpunkt der Sound noch nicht so richtig (ein generelles Problem von Stage One). Matts Stimme versank bei „Anyone‘s Ghost“ in der opulenten Instrumentalisierung. Eine weitere Erklärung für die erkennbaren Schwächen beim sonst so Gänsehaut verursachenden Gesang gab Matt dann auch noch selbst: Seine „stupid Daughter“ hatte sich 5 Tage vor Abflug in sein Bett geschlichen und als er ihr gegenüber lag und gähnte, habe sie ihm ärgerlicherweise direkt in den Mund gehustet.
Das Soundproblem besserte sich zum Glück und auch die Stimme hielt, wenn auch mit leichten Einschränkungen. Dank des exzellenten Publikumchors war das letztlich auch gar nicht so schlimm. Die Stimmung war gigantisch und mehr als mitreißend. Die große ATP-Familie feierte die Abschlussparty des gelungenen Wochenendes und die Band war glücklich. Glücklich über ein Publikum, das es ihnen wirklich einfach machte und glücklich, dass auch sie selbst mit all den befreundeten anderen Musikern ein legendäres Wochenende verbringen durften. Ein paar von besagten Freunden hatten dann auch noch Gasteinsätze wie Richard Reed Parry von Arcade Fire, der selbst drei vollkommen unterschiedliche Sets an den drei Tagen gespielt hatte und mit The National recht eng befreundet zu sein scheint.
Wahnsinnig toll war auch Owen Palletts Geigeneinsatz beim halbneuen „I Need My Girl“ und beim wunderschönen „About Today“. Die Songauswahl entsprach weitestgehend der Setlist eines durchschnittlichen Auftritts bei der letzten Tour, was in Anbetracht der Tatsache, dass wahrscheinlich die meisten Besucher die Tour gesehen hatten und es keinen Grund mehr gab das High Violet Album in den Vordergrund zu stellen, etwas enttäuschend war. Man hätte sich an dieser Stelle einfach noch ein paar seltener gespielte Perlen aus den älteren Alben gewünscht. Immerhin durften wir aber an der absoluten Premiere von dreieinhalb neuen Songs teilhaben. Der zweite neue Song funktionierte beim Publikum allerdings überhaupt nicht und die Band war erkennbar ein wenig enttäuscht. Matt scherzte darüber hinweg, indem er behauptete, dass der Titel des gerade gefloppten Lieds „Buttered Bun“ sei, was bei Zwillingsgitarrist Aaron ein breites Grinsen hervorrief. Weiter ging’s mit „Neue Lieder Drei“ und das dann auch deutlich erfolgreicher. Rau und ungeschliffen mit packendem melodiösem Refrain, den typischen The National Drums, krachigen Dessner Gitarren und der Schlusspower von Boxer Liedern wie „Abel“ und „Mr. November“. Es wäre allerdings schon beinahe verdächtig, ein Lied von The National beim ersten Hören voll erfassen zu können und direkt gut zu finden. Nach meiner Erfahrung müssen die Stücke erst mal im Zuhörer reifen, werden bei jedem Hören noch ein kleines bisschen besser und dann lassen sie einen nie wieder los. Auch die Gefahr sich daran zu überhören kann nahezu ausgeschlossen werden. Irgendwie interessant fand ich auch noch, dass beim von mir sehr geschätzten „England“ im Gegensatz zu allen anderen Stücken kaum mitgesungen wurde. Ob die Engländer wohl verübeln, dass es die „famous angels“ nie bis England schaffen? Die erste Zugabe“ I Need My Girl“ gehört im Übrigen auch noch zum Rohmaterial, war aber live schon häufiger ausprobiert worden. Es fiel auf, dass im Schlussteil gründlich an den Drums gearbeitet worden war, was das Lied deutlich verbessert, aber noch immer nichts daran ändert, dass der Song einfach nicht über ganz nett hinauskommt.
Den wirklich fulminanten Abschluss nach knapp zwei Stunden setzte dann die auch schon aus dem zweiten Teil der High Violet Tour bekannte Unplugged-Version von „Vanderlyle Cry Baby“, bei der sich Matt Berninger (wohlgemerkt auch er ohne Mikro) noch ein Schlussbad in der Menge gönnte und seinen 3.000-Mann/Frau-Chor dirigierte.
What a lovely, lovely weekend! Oder um es mit Matt Berningers Worten zu sagen: Thanks a lot! We had a blast!
Das Soundproblem besserte sich zum Glück und auch die Stimme hielt, wenn auch mit leichten Einschränkungen. Dank des exzellenten Publikumchors war das letztlich auch gar nicht so schlimm. Die Stimmung war gigantisch und mehr als mitreißend. Die große ATP-Familie feierte die Abschlussparty des gelungenen Wochenendes und die Band war glücklich. Glücklich über ein Publikum, das es ihnen wirklich einfach machte und glücklich, dass auch sie selbst mit all den befreundeten anderen Musikern ein legendäres Wochenende verbringen durften. Ein paar von besagten Freunden hatten dann auch noch Gasteinsätze wie Richard Reed Parry von Arcade Fire, der selbst drei vollkommen unterschiedliche Sets an den drei Tagen gespielt hatte und mit The National recht eng befreundet zu sein scheint.
Wahnsinnig toll war auch Owen Palletts Geigeneinsatz beim halbneuen „I Need My Girl“ und beim wunderschönen „About Today“. Die Songauswahl entsprach weitestgehend der Setlist eines durchschnittlichen Auftritts bei der letzten Tour, was in Anbetracht der Tatsache, dass wahrscheinlich die meisten Besucher die Tour gesehen hatten und es keinen Grund mehr gab das High Violet Album in den Vordergrund zu stellen, etwas enttäuschend war. Man hätte sich an dieser Stelle einfach noch ein paar seltener gespielte Perlen aus den älteren Alben gewünscht. Immerhin durften wir aber an der absoluten Premiere von dreieinhalb neuen Songs teilhaben. Der zweite neue Song funktionierte beim Publikum allerdings überhaupt nicht und die Band war erkennbar ein wenig enttäuscht. Matt scherzte darüber hinweg, indem er behauptete, dass der Titel des gerade gefloppten Lieds „Buttered Bun“ sei, was bei Zwillingsgitarrist Aaron ein breites Grinsen hervorrief. Weiter ging’s mit „Neue Lieder Drei“ und das dann auch deutlich erfolgreicher. Rau und ungeschliffen mit packendem melodiösem Refrain, den typischen The National Drums, krachigen Dessner Gitarren und der Schlusspower von Boxer Liedern wie „Abel“ und „Mr. November“. Es wäre allerdings schon beinahe verdächtig, ein Lied von The National beim ersten Hören voll erfassen zu können und direkt gut zu finden. Nach meiner Erfahrung müssen die Stücke erst mal im Zuhörer reifen, werden bei jedem Hören noch ein kleines bisschen besser und dann lassen sie einen nie wieder los. Auch die Gefahr sich daran zu überhören kann nahezu ausgeschlossen werden. Irgendwie interessant fand ich auch noch, dass beim von mir sehr geschätzten „England“ im Gegensatz zu allen anderen Stücken kaum mitgesungen wurde. Ob die Engländer wohl verübeln, dass es die „famous angels“ nie bis England schaffen? Die erste Zugabe“ I Need My Girl“ gehört im Übrigen auch noch zum Rohmaterial, war aber live schon häufiger ausprobiert worden. Es fiel auf, dass im Schlussteil gründlich an den Drums gearbeitet worden war, was das Lied deutlich verbessert, aber noch immer nichts daran ändert, dass der Song einfach nicht über ganz nett hinauskommt.
Den wirklich fulminanten Abschluss nach knapp zwei Stunden setzte dann die auch schon aus dem zweiten Teil der High Violet Tour bekannte Unplugged-Version von „Vanderlyle Cry Baby“, bei der sich Matt Berninger (wohlgemerkt auch er ohne Mikro) noch ein Schlussbad in der Menge gönnte und seinen 3.000-Mann/Frau-Chor dirigierte.
What a lovely, lovely weekend! Oder um es mit Matt Berningers Worten zu sagen: Thanks a lot! We had a blast!
Setlist The National @ ATP-Festival Camber Sands:
1. Neu: Arbeitstitel „Lola“
2. Mistaken for Strangers
3. Anyone's Ghost (mit Richard Reed Parry)
4. Secret Meeting
5. Bloodbuzz Ohio
6. Conversation 16
7. Squalor Victoria
8. Slow Show
9. Neu: Arbeitstitel „Sullivan“ oder auch Buttered Buns
10. Neu: Arbeitstiel „Prime“
11. Green Gloves
12. Sorrow
13. Abel
14. England
15. Fake Empire
Encore:
16. unveröffentlicht: I Need My Girl (mit Owen Pallett an der Violine)
17. Mr. November
18. Terrible Love
19. About Today (mit Owen Pallett)
20. Vanderlyle Crybaby Geek (unplugged)
Richard Reed Parry hat noch bei einigen anderen Songs assistiert, aber leider konnte ich nicht mehr klären, bei welchen und auch Nico Muhly wurde auf die Bühne gebeten.
Und auch hier nochmal herzlichen Dank an das famose Konzerttagebuch für die Erstveröffentlichung.
Und auch hier nochmal herzlichen Dank an das famose Konzerttagebuch für die Erstveröffentlichung.