Wir lieben Livemusik. Einerseits ist da natürlich die Musik, zumeist mit sehr entspannender Wirkung, selbst ein noch so stressiger Tag ist nach den ersten Takten vergesse
n, eintauchen in eine andere Welt! Dann geht es naürlich auch darum zu sehen, wie die Musiker ihre Lieder live performen, wie sie sich auf der Bühne bewegen, was sie sonst noch zu sagen haben, wie sie mit dem Publikum interagieren und ein Konzert eignet sich auch ganz hervorragend, um neue Musik zu entdecken, die (noch) nicht oder vielleicht nie im Radio gespielt werden wird. Beste Möglichkeiten bietet da natürlich ein Musikfestival und so haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht, uns zumindest einmal im Jahr in die Untiefen des Festivallebens zu begeben: Sonnenbrand, knöcheltiefer Schlamm, zugedröhnte Teenager, viel Bier, mäßiges Essen, lange Fußmärsche, zunehmende Verwahrlosungszustände und ein paar musikalische Totalausfälle inklusive. Aber auch wenn’s ein bisschen anstrengend war und man mit Ü30 das Durchschnittsalter eines deutschen Festivals de
utlich hebt, hatten wir schon die letzten Jahre reichlich Spaß. Wir haben unser Festivalverhalten einfach
unserem forschreitenden Alter angepasst und darauf verzichtet den Massenzeltplatz zu benutzen, sondern sind lieber frisch geduscht und bestens gefrühstückt an den Folgetagen wieder erschienen, um den zunehmenden zivilisatorischen Verfall mit Schmunzeln von außen zu beobachten. Diesen Sommer musste aber mal was Neues her! Roskilde? Benicassim? Könnte man nett mit Urlau
b verbinden, aber irgendwie auch zu groß ... Die Lösung hieß
Festival Rock en Seine, fast noch auf Pariser Stadtgebiet, bestens mit der Metro zu erreichen, zwei Tage Ende August, nur etwa 20.000 bis 30.000 Menschen und ein ansprechendes Lineup! Die Übernachtungsfrage wurde mit einem Hotel unmittelbar an der Festivalmetrostation gelöst und weil in Frankreich auch erst am Nachmittag angefangen wurde, blieb nebenbei noch genug Zeit, sich in Paris die Füße wund zu laufen, mit dem kleinen Nachteil, dass wir immer sch
on leicht geschafft auf dem Festivalgelände ankamen. Wunderschöne
Parkanlage, keine Wanderungen durch zugemüllte Behelfscampingplätze, keine langwierigen Taschenkontrollen (offensichtlich war es kein Problem hochwertigste Kameraausrüstungen und selbst Champagnerflaschen mitzubringen), superentspanntes Publikum vom schlafenden Baby im Kinderwagen bis hin zu Paaren im Alter unserer Eltern war alles dabei. Wer wollte konnte seine Kids mitb
ringen und sie während der gesamten Konzerte im eigens dafür eingerichteten Mini Rock en Seine kostenlos professionell betreuen lassen. Viele Kinder wollten aber auch mit Mama und/oder Papa die Bands anschauen, was auf dem Gelände ganz wunderbar funktionierte. Es gab nirgends Gedränge, selbst bei den Headlinern konnte man gemütlich nach vorne laufen und hatte die Bühne bestens im Blick. Man konnte sich aber auch auf den Hügeln seitlich der Bühne platzieren und hatte noch immer eine bessere Sicht als von den Tribünen großer Konzerthallen. Auch die kulinarische Seite ist durchaus erwähnenswert, wenn auch kurios. Ich hatte vollkommen vergessen, was französisches Fastfood bedeutet: serviert wird nic
ht auf einem Plastikteller, sondern im Baguette: Pommes, Chili con carne, dub
iose gekochte Schweinswürstchen ... eigentlich ganz egal was ... Es gab allerdings auch durchaus Essbares, eine Weinbar mit Weinplastikgläsern und überteuertes Heineken-Bier, von dem man literweise trinken konnte ohne auch nur eine leichte Umdrehung zu merken (vielleicht ein Grund für die nicht vorhandenen betrunkenen Teenies). Atmosphärisch fühlten wir uns an ein fröhliches Stadtfest für die g
anze Familie erinnert ... ein völlig anderes Festivalfeeling ... sehr angenehm, sehr positiv, sehr wiederholenswert! Ach ja ... da war doch noch was ... die Musik ... R.E.M., The Kaiser Chiefs, The Raconteurs, The Roots … ganz großartig ... und neu entdeckt … Dirty Pretty Th
ing, Jamie Lidell, The Streets ... und eine echte Festivalfranzösin steht auch gerne mal mit den hochhackigen Pumps in der ersten Reihe und kreischt zu den Kaiser Chiefs ...
1 Kommentar:
Danke fuer die Fotos! Ich haette euch die Sache mit den Pumps sonst nicht geglaubt!!!
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